Terenz

Terenz
Terẹnz,
 
eigentlich Publius Terẹntius Afer, römischer Komödiendichter, * Karthago 185 (um 195 ?) v. Chr., ✝ 159 v. Chr.; kam als Sklave nach Rom, erhielt nach sorgfältiger Ausbildung die Freiheit; nächst Plautus der wichtigste Vertreter der altrömischen Komödie. Von seinen Werken sind erhalten »Andria«, »Hecyra«, »Heautontimorumenos«, »Eunuchus«, »Phormio« und »Adelphoe«. Sie gehen auf hellenistische Vorbilder, v. a. auf Menander, zurück und schließen sich enger als die Komödien des Plautus an die griechischen Originale an. Terenz wandelte bewusst das alte Singspiel zum Sprechdrama um, bemühte sich um sorgfältige Motivation, strebte die Einheit der Handlung und die Reinheit der Sprache (der römischen Aristokratie) an. Durch sprachliche Nuancen erreichte er eine hohe Dialog- und Charakterisierungskunst, in der komischen Wirkung bleiben seine Stücke allerdings hinter denen des Plautus zurück. Im Vordergrund stehen ethische Probleme, die er mit Toleranz gegenüber menschlichen Schwächen differenziert behandelt.
 
Besonders wegen seiner reinen Sprache gehörte Terenz im Altertum und Mittelalter zu den beliebtesten Schriftstellern. Aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. stammt der wichtige Kommentar des Aelius Donatus. Im 10. Jahrhundert suchte Hrotsvith von Gandersheim mit ihren nach seinem Vorbild aus biblischen Stoffen gestalteten Dramen ein christliches Gegenstück zu den Werken des Terenz zu schaffen. Seit der Renaissance gewann Terenz Einfluss auf die moderne Komödie: In Italien verdankten ihm u. a. L. Ariosto und N. Machiavelli, in Frankreich Molière, in Dänemark L. von Holberg Anregungen. M. de Cervantes Saavedra verarbeitete die »Hecyra« zu einer Novelle, J. de La Fontaine brachte den »Eunuchus« in Verse. Den Stoff der »Andria« nahm T. Wilder in seinem Roman »The woman of Andros« (1930) auf. In Deutschland gehörte Terenz seit dem 16. Jahrhundert zu den Schulautoren. H. Sachs hat Terenz' Stücke nachgedichtet.
 
Ausgaben: Comoediae, herausgegeben von R. Kauer u. a. (1926, Nachdruck 1979).
 
Die Komödien, übersetzt von V. von Marnitz (1960); Werke in einem Band, übersetzt von D. Ebener (1988).
 
 
K. Büchner: Das Theater des T. (1974);
 
Bibliografia Terenziana (1470-1983), hg. v. G. Cupaiuolo (Neapel 1984);
 W. E. Forehand: Terence (Boston, Mass., 1985);
 S. M. Goldberg: Understanding Terence (Princeton, N. J., 1986);
 E. Lefèvre: T.' u. Menanders Heautontimorumenos (1994);
 Roman Müller: Sprechen u. Sprache. Dialoglinguist. Studien zu T. (1997).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Plautus, Terenz, Seneca: Formen des römischen Dramas
 

Universal-Lexikon. 2012.

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